Gender Bias: Auswirkungen Geschlechterstereotype im Schulsystem
Mädchen sind fleißig und Jungen können sich nicht konzentrieren – Geschlechterstereotypen beeinflussen den Bildungsweg von Mädchen und Jungen in Deutschland. Der Wechsel zwischen Grund- und Oberschule als Schnittstelle, um Bildungsunterschiede zu verringern – ein Diskussionsbeitrag von Elisabeth Anna Schulte aus Berlin mit Weitblick auf die Auswirkungen der Fachkräfteentwicklung?
„Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Menschen aller Geschlechter und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.“. Artikel 3 Absatz 2 des Grundgesetzes der Bundesrepublik könnte sich nicht klarer ausdrücken. Doch wie sieht die Gleichberechtigung der Geschlechter praktisch und tagtäglich für Schülerinnen und Schülern in Deutschland aus? Ist dem Schulsystem eine Auswirkung auf die Fachkräfteentwicklung zuzurechnen? Diese Frage beschäftigt auch Immobilienexperte, Eric Mozanowski Autor und Geschäftsführer der Zuhause Immobilien Handelsgesellschaft mbH aus Stuttgart. Prognosen zeichnen ein düsteres Bild für den Arbeitsmarkt in Deutschland, bis 2040 droht der bisher größte Fachkräftemangel. Die einen sind zu alt und den anderen fehlt das Fachwissen und damit könnten 3,3 Millionen qualifizierte Arbeitnehmer in allen Bereichen fehlen, gibt Eric Mozanowski zu bedenken. Arbeits- und Bevölkerungsforscher sehen langfristig ab 2030 fehlende Facharbeiter, Techniker, Forscher und medizinischen Fachkräfte bis zu 3,0 Millionen. Zum Einen wird dies vom demografischen Wandel verursacht, aber auch der wachsende internationale Wettbewerb, verändertes Konsumverhalten und Digitalisierung tragen zu gefragtem Fachwissen bei. Nicht unterschätzt werden darf, dass die Weichen für die Schließung der Fachkräftelücke auch mit einer passenden Bildungsoffensive verknüpft sind, fügt Eric Mozanowski, der seit Jahrzehnten im Immobilienmarkt beheimatet ist, hinzu. Studien werfen die Frage auf, ob der Talent-Verschwendung an deutschen Schulen entgegengewirkt werden kann? Welche Unterstützung findet sich im Bildungssystem?
Oberschulempfehlung – das goldene Ticket in Richtung Erfolg?
Die Schulbildung ist nicht alles. Einige der erfolgreichsten Menschen brachen Schule oder Studium ab. Sind das nur schillernde Ausnahmen? “Jahrelang hat die Wirtschaft nach Fachkräften gerufen und diese Rufe haben den Fachbereich MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) etabliert”, erklärt Eric Mozanowski. Im Vergleich haben im Jahr 2000 knapp 112.000 junge Studierende dieses Studium absolviert, 2012 waren es schon 190.000 und im Wintersemester 2020/2021 studierten ca. 1.1 Millionen Studierende (insgesamt knapp 3 Mio. Studierende Wintersemester 2020/2021) an deutschen Hochschule in MINT-Fächern. Diese Zahlen verdeutlichen, dass ein Wandel möglich ist. “Aufgrund von der Kulturhoheit der Länder gehören die MINT-Fächer auch zu Unterrichtseinheiten in Deutschland mit dem Ziel der praxisorientierten Förderung geschlechtsneutral und der Aufbruch der männlichen Domäne”, fügt Eric Mozanowski hinzu. Wie sieht der tatsächliche Zusammenhang zwischen Schulbildung und späterem Leben aus? Der Einfluss der Wahl der Oberschulempfehlung auf den späteren Bildungsabschluss und sozioökonomischen Status ist nicht abzustreiten. Der Übergang zwischen Grund- und Oberschule ist eine bedeutende Schnittstelle. Hier werden Bildungsungleichheiten reduziert oder vergrößert. Ist die Bildungsentscheidung getroffen gilt die Durchlässigkeit der verschiedenen Schulformen als gering. Doch wer entscheidet und nach welchen Kriterien?
Die Qual der Wahl – Schulnoten als einziger Prädiktor für objektive Oberschulempfehlungen?
Je nach Bundesland wird am Ende des vierten oder sechsten Schuljahrs eine Oberschulempfehlung für eine weiterführende Schule erstellt. Die Lehrkräfte der Grundschule sind in der Verantwortung. Das sind dieselben Lehrkräfte, die auch die Schulnoten vergeben und die Kinder im Schulalltag erleben. Ist so eine objektive Entscheidung überhaupt möglich sowie nötig?
Von der Grund- zur Oberschule – Gender Bias erhöht Bildungsungleichheiten?
Offiziell gelten die Schulnoten als Prädiktor für die Oberschulempfehlung. Das Blatt hat sich gewendet. Schulleistungsstudien haben wiederholt bestätigt, dass bessere Matheleistungen von Jungen und bessere Leseleistungen von Mädchen erzielt werden. Gleichzeitig sind die Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen in Mathematik und Physik geschrumpft, so die Auswertung der PISA-Studie für Lesekompetenzen in allen OECD-Staaten. Deutschland liegt im Vergleich unterhalb des OECD Durchschnitts in Bezug auf die Geschlechter. Mädchen erzielen nun im deutschen Schulsystem bessere Leistungen als Jungen, werden öfter für ein Gymnasium empfohlen und erhalten höhere Bildungsabschlüsse. In den letzten Jahrzehnten war eine geschlechtsbezogene Veränderung im Bildungserfolg zu beobachten (UNESCO, 2009). Kritisch zu betrachten ist, dass Mädchen scheinbar unabhängig von ihren Leistungen eine höhere Chance haben, für das Gymnasium empfohlen zu werden (Gender Bias) (Arnold et al., 2007).
“Gerade in Bezug auf das Studien- und Berufswahlspektrum junger Menschen für zukunftsträchtige Berufe wird seit Jahren diskutiert und ist auf dem Prüfstand. Die Vielfalt und Zusammenarbeit von Akteuren, Institutionen, sowie der schulischen, gesamtgesellschaftlichen und elterlichen Begleitung tragen verantwortlich dazu bei. Die Fragen um Modifikationen rückt in den Fokus, ein wichtiger Schritt”, so Mozanowski für die Zukunftsfähigkeit.
Geschlechterstereotype und Gender Bias
Gender Bias, das Bedeutet eine geschlechtsspezifische Verzerrung unabhängig von den tatsächlichen Leistungen. Welche Erklärung liefert die Wissenschaft? Untersuchungen und Studien belegen, dass minimale Verzerrungen zu systemischen Wirkungen führen kann, beispielsweise bei der Sichtung von Bewerbungsunterlagen, dem Ausfüllen von Eignungstests oder bei persönlichen Vorstellungsgesprächen. Die Verzerrung bei persönlichen Gespräche erfolgt auf der Beziehungsebene und standardisierte Tests sind auf bestimmte Kompetenzen festgelegt. In der Praxis hadern beispielsweise immer noch Unternehmen mit der Vereinbarkeit von Beruf und Familie, zudem wird in zahlreichen Branchen nach wie vor die Frau als ‘untypische’ Führungskraft wahrgenommen. “Wir können alles außer Hochdeutsch”, dieser Slogan prägt Baden-Württemberg und Eric Mozanowski fügt hinzu, dass es wohl keinen Menschen ohne Gender Bias geben kann, denn jeder Mensch hat Systeme der Beurteilung im Kopf und sind geprägt durch die traditionelle gesellschaftliche Rollenverteilung der Geschlechter. Aber die Bias-sensible Entwicklung ist im Wandel und wird mit der Zeit wachsen.
Geschlechterstereotypen spielen eine zentrale Rolle in der Entwicklung und Aufrechterhaltung sowohl für die Erwartungen und das Verhalten von Eltern, Lehrkräfte und Mitschülern. Die Verwendung von Geschlechterstereotypen könnte mit dem verzerrenden Geschlechtereffekt in Verbindung stehen (Rangvid, 2019). Wo liegt das Problem? Die Stereotype der Lehrkräfte kann zum Beispiel in Form von verbaler Rückmeldung an die Schüler*innen weitergegeben werden. So kann die Meinung über die eigenen akademischen Fähigkeiten beeinflussst werden (Frawley, 2005). Studien zeigen, dass sich klassische akademische Stereotype teilweise replizieren lassen. Ganz nach dem Motto: Mädchen seien besser in Sprachen und Jungen besser in Mathematik (Riegle-Crumb & Humphries, 2012). Hier ist aber Sozialisation eine größere Rolle als die vermeintlich unterschiedliche Biologie (Böhme & Roppelt, 2012). Neben den akademischen Fähigkeiten scheinen Stereotype bezüglich des Lernverhaltens zum Nachteil der Jungen ausgelegt zu sein. Lehrkräfte assoziieren Mädchen mit lernförderlichen Stereotypen wie Fleiß und Zielstrebigkeit (Heyder & Kessels, 2015). Nicht vergessen werden darf, dass Lehrkräfte im Bildungssystem zentrale Akteure sind und eine größere Reichweite bei den Schüler*innen als Eltern im Vergleich haben. Der Wandel weg vom Denken der Geschlechterstereotypen liegt in der Betrachtung der Schüler*innen als Individuen, anstatt der Zugehörigkeit einer sozialen Gruppe. Zudem gilt es den Unterricht motivationsfördernd zu gestalten mit dem Ziel die individuellen Potenziale der Mädchen und Jungen ohne Einschränkungen zu fördern. Außerschulische Sozialisation darf nicht unterschätzt werden, gibt Mozanowski zu bedenken. Studien belegen, dass eine geeignete Methode zur Abhilfe des Fachkräftemangels in der Berufsorientierung liegt. Aus einer Studie der Universität Basel geht hervor, dass die familiäre Unterstützung der entscheidende Aspekt für eine untypische Berufswahl ist. Neben dem Erziehungsauftrag ist Aufklärungsarbeit nicht nur im Elternhaus, sondern gesamtgesellschaftlich notwendig, um unterstützend der geschlechterstereotypen Entwicklung entgegen zu wirken.
V.i.S.d.P.:
Elisabeth Anna
Dipl. Psych. & Bloggerin
Über die Autorin:
Elisabeth Anna absolvierte erfolgreich zum Dipl. Psych. und arbeitet eigentlich an klinischen Studien mit, zudem am Projekt Gesundheit von A-Z. Seit 2021 veröffentlicht sie und seit 2022 ist sie Autorin bei ABOWI-Reputation.com. Ihre Leidenschaft sind virtuelle globale Reise, mit dem Ziel langfristig nachhaltige Therapien für die ganzheitliche Gesundheit zu entdecken. Der Blog akopjan-health.de bietet zahlreiche Themen rund um Gesundheit und Betriebliches Gesundheitsmanagement. Besonderes Interesse liegt im Wandel des Gesundheitswesens durch Technologie, Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz zur ganzheitlichen Gesundheit. Du erreichst uns unter contact@abowi.com.
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